Ausgabe 6/2004
03.08.2004Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,
als Sommerloch bezeichnet man bekanntlich die Zeit, in der es weniger richtige Nachrichten gibt und in der dann schon mal Meldungen, die unter normalen Bedingungen nicht laufen würden, große Wellen schlagen. Betrachtet man die Meldungen, die der Möbelhandel in diesen Tagen hervorbringt, ist unsere Branche vom Sommerloch noch meilenweit entfernt und produziert Meldungen, die uns als Industrie nicht nur nicht zur Ruhe kommen lassen, sondern uns in große Unruhe versetzen müssen. Zwei Beispiele:
"Nach den katastrophalen, teilweise zweistelligen Umsatzrückgängen im Möbeleinzelhandel zeichnet sich erstmals seit fünf Jahren eine Trendwende ab", verkündet Günther Böhme von der Fachgruppe Möbel im Zentralverband Gewerblicher Verbundgruppen (ZGV) Ende Juli, um gleich anzufügen, dass dabei der Anteil der verkauften Möbel aus ausländischer Produktion zu Lasten deutscher Hersteller steige.
Am letzten Wochenende erreicht uns die Meldung des Spiegel, dass Ikea massive Preissenkungen plant. Ziel sei es, der Konsumflaute in Deutschland zu begegnen. «Damit wollen die Schweden ihren Möbelabsatz zwischen Alpen und Ostsee in ihrem neuen Geschäftsjahr, das am 1. September beginnt, um 25 Prozent steigern», berichtete das Blatt. Neue Möbel sollen demnach wesentlich preisaggressiver im Markt eingeführt werden. Auch bei bestehenden Produktlinien wie Billy, Ingo oder Faktum werde über Nachlässe ab September diesen Jahres nachgedacht, heißt es weiter.
Zwei Meldungen – wie gesagt – die uns in höchste Alarmbereitschaft versetzen müssen, weil wir in beiden Fällen wieder einmal nicht zu den Gewinnern zählen. Denn die Preisspirale wird von unseren Handelspartnern – seien es die ZGVler oder Ikea – offenbar weiter kräftig nach unten gedreht. Zu Gunsten ausländischer Billigproduzenten und zu Lasten der heimischen Produktion.
Dies wird dazu führen, dass wir weitere Arbeitsplätze am Standort Deutschland verlieren und wieder einmal zeigt sich schmerzlich, wie schlecht – ja, fast wehrlos – wir aufgestellt sind. Ein starker gemeinschaftlicher Auftritt der deutschen Hersteller gegenüber dem Verbraucher wäre gerade jetzt hilfreich. Doch die Chance haben wir ja verpasst und ich will auch abgefahrenen Zügen nicht hinterher trauern.
Da aber die Senkung der viel zu hohen Steuern- und Abgabenlast und eine Reduzierung der viel zu hohen Lohnkosten am Standort Deutschland auch weiter nicht zu erwarten ist, werden wir uns darauf einrichten müssen, dass wir in diesem Sommer keine positiven Schlagzeilen produzieren werden. Die Pleite von Hukla, der Abbau von weiteren 2.153 Arbeitsplätzen in der Möbelindustrie von Januar bis Mai und der Wegfall von 15 Betrieben in diesem Zeitraum, machen wenig Mut.
Sehr schmerzlich müssen wir in diesem Sommer erkennen, dass die wirtschaftliche Talsohle auf den Umsatz bezogen vielleicht erreicht ist, aber der Abbau von Arbeitsplätzen und Betrieben in der Möbelindustrie noch lange nicht zu Ende ist. Der Preiskampf wird gnadenlos weitergehen – und von uns nicht zu gewinnen sein. Wer als Möbelhersteller über kein anderes Argument als den Preis verfügt, der hat schlechte Karten – auch nach dem Sommerloch.
Herzliche GrĂĽĂźe,
Dirk-Uwe Klaas
Pressekontakt:
Christine Scharrenbrochc.scharrenbroch@moebelindustrie.de
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