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Kettnaker

Perspektiven der deutschen Küchenmöbelindustrie

22.09.2009
Elmar Duffner, Präsident des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie und Geschäftsführer der Poggenpohl Möbelwerke, anlässlich der Eröffnung der Küchenmeile A 30 am Montag, 21. September 2009, in Enger:

Fast eine Billion Euro stecken in Deutschland in Autos, Fernsehern und Möbeln. 943 Milliarden Euro Vermögen sind es genau, die die Bundesbürger in Form von langlebigen Gebrauchsgütern besitzen. Ein Drittel davon – man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen – sind Möbel. Damit liegt der Wert der Wohn- und Einrichtungsgegenstände in deutschen Haushalten ziemlich gleichauf mit Autos und Haushaltsgeräten im weitesten Sinne, also Flachbildschirmen, Computern und Handys.

Auf den ersten Blick eine beeindruckende Zahl: wir begegnen den oft übermächtig scheinenden Konkurrenten Auto und Elektronik auf Augenhöhe. Doch diese Zahl verliert schnell ihren Glanz. Denn bricht man die Summe auf alle Haushalte herunter, beträgt der heutige Wert der Einrichtungsgegenstände pro Haushalt im Durchschnitt gerade noch gut 8.000 € - inklusive Küche!

Und das ist doch – da sind wir uns sicherlich alle einig – erschreckend wenig, wenn wir an die Vielzahl von Betten, Schränken, Sofas und eben Küchen in den Wohnungen und Häusern denken. Außerdem verlieren Möbel wesentlich langsamer an Wert als die Konkurrenzprodukte und müssten deshalb in der Bilanz eigentlich einen höheren Vermögenswert aufweisen. Denn sie sind langlebiger und wertbeständiger als Handys und Autos.

Aber sie sind - so ehrlich müssen wir sein – lange nicht so begehrt. Und Begehren hat etwas mit Gefühlen zu tun. Diese Begehrlichkeiten zu wecken, das ist die zentrale Aufgabe der nächsten Jahre. Mehr Miteinander zwischen Handel und Industrie ist eine Grundvoraussetzung dafür. Der Gegner der Möbelindustrie sitzt nicht im Möbelhandel und umgekehrt. Der gemeinsame Gegner heißt vielmehr Reise, Auto sowie Handy. Und hier müssen wir ansetzen. Wünsche wecken, gute Sprachbilder auswählen und den Menschen die tatsächliche Rangfolge der Wertigkeit spiegeln. Das muss unser Ziel sein. Das ist mühsam und erfordert viel Engagement, aber es ist zu schaffen. Gerade wir in der Küchenmöbelindustrie bringen die besten Voraussetzungen dafür mit. Wie ist die Ausgangslage?

Wir befinden uns wohl am Ende der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit und am Anfang einer hoffentlich stabilen und nachhaltigen Aufwärtsbewegung. Nach dem drastischen Einbruch der deutschen Wirtschaft von 3,5 Prozent im ersten Quartal diesen Jahres legte das Bruttoinlandsprodukt zwischen April und Juni – für viele überraschend – um 0,3 Prozent zu.

Gemeinsam mit der gesamten Möbelindustrie hat auch die Küchenbranche in dieser Krise Federn lassen müssen, doch wir stehen immer noch besser da als viele andere Branchen. Während im ersten Halbjahr 2009 die deutsche Industrie um rund 20 Prozent schrumpfte, büßte die deutsche Küchenmöbelindustrie „nur“ 13,1 Prozent des Umsatzes ein. Schmerzlich genug, weil dies gerade auf den vorher hart erkämpften Auslandsmärkten passierte, während der Umsatz im Inland weniger stark zurückging.

Ohne die fatalen Wirkungen der Abwrackprämie und der damit verbundenen staatlichen Konsumlenkung in Richtung Automobil wäre – da bin ich mir sicher – im Inland sogar eine stabile Entwicklung möglich gewesen. Denn aufgrund dieser Staatslenkung haben die Deutschen im ersten Halbjahr gut 7 Mrd. € mehr für Autos ausgegeben als im Vorjahreszeitraum. 7 Mrd. €! Das ist fast doppelt so viel wie der Jahresumsatz der deutschen Küchenmöbelindustrie. Klar, dass dies an unserer Branche nicht spurlos vorbeigegangen ist. Die künstliche Beatmung der Automobilbranche muss deshalb ein Ende haben und darf keinesfalls - in welcher Form auch immer - nach der Bundestagswahl wieder aufgenommen werden.

Nicht nur zur Beruhigung, sondern auch zur besseren Einordnung der Lage der deutschen Küchenmöbelindustrie in der aktuellen globalen Wirtschaftskrise, ist auch der Blick über die Landesgrenzen auf zwei wichtige europäischen Wettbewerbsregionen interessant. So litt die exportstarke italienische Möbelindustrie bereits 2008 unter der aufziehenden Krise und verlor im vergangenen Jahr bereits 5 Prozent ihres Umsatzes. Im 1. Halbjahr 2009 sind den Italienern große Exportmärkte wie Großbritannien, Russland und USA regelrecht weggebrochen, was zusammen mit einem schwachen Inlandsgeschäft den Umsatz der Industrie um rund 30 Prozent schrumpfen ließ. In Spanien läuft es aufgrund der dortigen Baukrise noch schlechter.

Dagegen gestaltet sich unsere Situation entspannter, zumal die gefühlte Lage bei vielen Unternehmen und auch im Handel besser ist, als es die amtlichen Zahlen besagen. Auf das gesamte Jahr gesehen erwarten wir einen nicht ganz so starken Umsatzrückgang wie im 1. Halbjahr. Das heißt, dass für das zweite Halbjahr eine leichte Verbesserung zu erwarten ist. Und die kommt in erster Linie aus dem Ausland, wo einige Märkte zögerlich wieder anspringen. Seit dem späten Frühjahr tut sich beispielsweise wieder etwas in einigen asiatischen Regionen, erste Impulse kamen später aus den USA und auch in wichtigen europäischen Ländern scheint das Schlimmste vorbei zu sein.

Insgesamt reduzierten sich die Verluste der deutschen Küchenmöbelindustrie im Auslandsgeschäft bereits im 2. Quartal schon wieder deutlich. Dies hat übrigens auch dazu geführt, dass der Export mit Küchen im 1. Halbjahr 2009 mit minus 8,5 Prozent nur etwa halb so stark zurückgegangen ist wie der gesamte Möbelexport mit 15,5 Prozent.

Jetzt geht es darum, den Fuß wieder stärker in die sich öffnenden Türen für eine internationale Vermarktung unserer Produkte zu bekommen. Und was wäre da wirkungsvoller als eine weltweit anerkannte, starke und erfolgreiche internationale Möbel- und Einrichtungsmesse im eigenen Land?

Eine starke imm cologne gehört nämlich zu den Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft unserer Küchenmöbelindustrie. Und zwar ohne Wenn und Aber mit nationalen ebenso wie mit internationalen Küchenherstellern. Ich lade Sie zu einer gewagten Vision ein: stellen Sie sich kurz vor, wir wären im Jahre 2013.

Vision 1: Sämtliche Neuheiten und Innovationen der Möbel- und Einrichtungsbranche werden ausschließlich in Köln gezeigt.

Vision 2: Der Handel unterstützt die Initiative für eine starke imm cologne, indem er alle seine nationalen Lieferanten auffordert, in Köln auszustellen.

Vision 3: Der Orderzyklus richtet sich nach dem Termin der imm cologne aus. Dieser Termin besitzt Priorität und gibt den Takt für die gesamte Branche vor – ohne Ausnahme.

Vision 4: Wir schaffen die deutsche Un-Tugend, unsere Top-Veranstaltung immer selbst schlecht zu reden, einfach ab und berichten mit leuchtenden Augen von der Kölner Möbelmesse. Jedem. Weltweit.

Was würde passieren? Um es kurz und knapp zu sagen, hätten wir dann die Voraussetzungen für die entscheidende und erfolgreichste Weltleitmesse für Wohnen und Einrichten überhaupt geschaffen. Wir würden – ähnlich wie bei der IAA und der games.com – erleben, dass die Eröffnung der imm live in ARD, ZDF und n-tv übertragen wird. Stern, Spiegel, Focus und alle Qualitätszeitungen in Europa würden auf mehreren Sonderseiten über die Neuheiten der Wohnwelt berichten. Die Bilder in den Medien zeigen neben den Neuheiten überfüllte Hallen, Schlangen an Eingängen und Taxiständen und die Hotels sind sogar bis nach Düsseldorf hinein ausgebucht. Infolgedessen kommen natürlich auch immer mehr wohninteressierte Endkunden aus Deutschland und die Fachbesucher aus aller Welt herbeigeströmt, denn die Neuheiten und Innovationen können sie sich gar nicht entgehen lassen. Und plötzlich wird es wieder eine Warteliste auf Seiten der Aussteller geben, die New York Times adelt Köln mit dem Titel „Welt-Hauptstadt des Wohnens“ und sogar die Bundeskanzlerin will die imm cologne gerne persönlich eröffnen. Und am Eröffnungsabend diskutiert dann Reinhold Beckmann mit Ihnen, lieber Herr Strothoff, und vielleicht sogar mit mir das Thema „Wie wohnen die Deutschen?“

Alles Hirngespinste? Unerreichbar? Nein, das ist zu schaffen. Und zwar dann, wenn wir das alle gemeinsam wollen und wirklich dafür eintreten, alte Zöpfe abschneiden und ebenso mutig wie entschlossen neue Pfade beschreiten. Konzentrieren wir uns auf unser gut eingeführtes Flagschiff, auf die Marke imm cologne. Dann wird diese wieder die alte Strahlkraft zurückgewinnen und unsere heimische Industrie am Standort Deutschland nachhaltig stärken. Nach innen und nach außen. Für einen größeren Möbelabsatz im In- wie im Ausland.

Dafür zu kämpfen lohnt sich, und wir alle würden davon recht schnell profitieren. Vor allen Dingen haben wir entscheidende Vorteile, die von uns selbst oftmals unterschätzt aber global betrachtet durchaus geschätzt werden: an erster Stelle steht dabei die Innovationskraft unserer Produkte!

In keinem anderen Land der Erde gibt es im Verhältnis zur Bevölkerung so viele Ausbildungsstätten für Design wie in Deutschland. Die aus unserem Land hervorgegangenen Möbeldesigner sind häufig von internationalem Rang und erfreuen sich höchster Reputation. Deutschland ist heute das Land der Möbelklassiker und das Land zukunftweisender Möbel. Daher ist es wichtig, dass die professionelle Designerausbildung einen hohen Stellenwert behält. Denn die deutsche Möbelindustrie wird die Zukunft nur mit diesem besonderen Profil von Spitzendesign und daraus resultierenden Innovationen bestehen können.

Möbel „Made in Germany“ genießen ja schon heute einen weltweit guten Ruf. Das liegt am guten Design und an Faktoren, die wir als Pluspunkte noch stärker herausstellen und in unser Marketing einbeziehen müssen:

- Weltweit geschätzt wird die Liefertreue und Zuverlässigkeit gerade unserer Küchenmöbel. Man weiß, dass man sich auf uns verlassen kann.

- Der Abwicklungsprozess, von der Bestellung bis zur Auslieferung, wird von uns nahezu perfekt beherrscht. Das macht uns für Objekteinrichter auf allen Kontinenten zu einem attraktiven Partner.

- Wir halten die Qualitätserwartungen ein. Dadurch ergibt sich ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis und das wissen unsere Kunden. Lassen Sie uns diese Stärken stärker kommunizieren. Das sind gute Fundamente, auf denen man aufbauen kann.

Gerade die Weltwirtschaftskrise hat das Kundenverhalten verändert. Vorher konnte man leichter – lassen Sie es mich salopp formulieren – „blenden“. Nunmehr kann nur noch bestehen, wer nachhaltige Leistung und Qualität bietet. Die neue Kundengeneration will „value for money“ und präferiert dabei Attribute wie Herkunft, Tradition, Qualität, Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit. Diese rücken nunmehr bei jeder Kaufentscheidung in den Vordergrund.

Genau das sind unsere Stärken und wir müssen sie gemeinsam mit dem Handel noch deutlicher herausstellen und ständig an Ihnen arbeiten. Dann werden Möbel in Zukunft in der Prioritätenliste der Verbraucher einen wesentlich höheren Stellenwert einnehmen. Wenn wir dies schaffen, sehe ich gute Perspektiven für unsere Küchenmöbelindustrie.




Pressekontakt:

Christine Scharrenbroch
c.scharrenbroch@moebelindustrie.de
Tel. + 49 2224 9377-17

Melanie Dickenbrok
m.dickenbrok@moebelindustrie.de
Tel. +49 5221 1265-26

Anschrift:

die möbelindustrie - Verbände der deutschen Möbelindustrie
Flutgraben 2, 53604 Bad Honnef
Goebenstraße 4-10, 32052 Herford
presse@moebelindustrie.de

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