Bundesbürger bleiben Europameister beim Möbelkauf
01.10.2009 Von Elmar Duffner
Präsident des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM)
„Trotz Krise sind die Deutschen nach wie vor Europameister beim Möbelkauf. Wir haben mit rund 30 Milliarden Euro Marktvolumen für Möbel nicht nur den absolut größten Möbelmarkt unter den 27 EU-Ländern, sondern jeder unserer 82 Millionen Bundesbürger gab im vergangenen Jahr mit 362 Euro auch vergleichsweise viel Geld für Einrichtungsgegenstände aus. Mit diesem Wert liegen wir in Europa knapp vor den Nachbarn aus Österreich, wo pro Einwohner und Jahr 360 € für Wohnen ausgegeben wurde und den Schweden, die sich ihre Einrichtung 350 € im Jahr kosten ließen.
Wohnen und Einrichten hat damit in Deutschland seinen hohen Stellenwert behalten. Natürlich haben auch wir in der Krise bis einschließlich Juli einen schmerzlichen Umsatzrückgang in Höhe von 13,0 Prozent hinnehmen müssen. Dieser Rückgang resultierte jedoch zu einem großen Teil aus dem Export, weniger aus dem Inlandsgeschäft, dass von den insgesamt noch stabilen Konsumausgaben gestützt wird. Auch der heimische Möbelhandel berichtet nach wie vor von lebhaften Geschäften. Dennoch bereitet uns Sorge, dass sich das Preisgefüge im Möbelhandel weiter nach unten zu verschieben droht. Konkurrenz- und Preiskampf sind dabei natürlich keine neuen Erscheinungen, doch die auch im ersten Halbjahr 2009 weiter steigenden Importe aus Asien – und hier in erster Linie China – deutet auf die Herkunft der lautstark beworbenen Aktionsware hin. Während die gesamten Möbelimporte zwischen Januar und Juni 2009 um 6 Prozent zurückgingen, konnten die Einfuhren aus China um 11,8 Prozent zulegen. China schickt sich an, Möbel-Importland Nr. 1 zu werden. Unabhängig von der Frage, ob Container-Ware aus Fernost dem Stellenwert von Möbeln als hochwertige und langlebige Konsumgüter gerecht wird, verschärft diese Entwicklung den Preiskampf auf der Handelsfläche in Deutschland.
Im europäischen Vergleich stehen wir vergleichsweise gut da. Die Italiener beispielsweise als zweite große Möbelnation erwarten - bei einem mit uns vergleichbaren Rückgang der Wirtschaftsleistung insgesamt - in diesem Jahr einen spürbaren Einbruch der Konsumausgaben um knapp 3 Prozent. Zusammen mit den Marktrückgängen im Ausland berichten die Italienischen Möbelhersteller deshalb im ersten Halbjahr 2009 von Rückgängen um die 30 Prozent, die damit mehr als doppelt so hoch ausfallen wie bei uns. In Spanien ein ähnliches Bild: Baukrise und Konsumeinbrüche von über 4 Prozent machen auch dort den Möbelherstellern zu schaffen. Auch in Großbritannien ist das Geschäft mit Möbeln nach dem Platzen der Immobilienblase deutlich zurückgegangen. Die Hersteller auf der Insel berichten von Umsatzrückgängen der Industrieunternehmen von bis zu 20 Prozent. Besser ist das Bild hingegen bei den französischen Nachbarn, die derzeit noch auf stabile Konsumausgaben setzen können. Hier liegt der Umsatzrückgang der Möbelindustrie je nach Exportanteil zwischen 10 und 20 Prozent. Aus Österreich wird mit einem Minus von 13,6 Prozent der gleiche Rückgang wie in Deutschland gemeldet. Eine Tendenz zur Besserung wird in der Alpenrepublik ab Herbst erwartet.
Damit behaupten sich unsere Unternehmen in Krisenzeiten erfolgreicher als andere. Hierbei kommen uns zwei Dinge zugute: Einerseits erweist sich die vergleichsweise noch geringe Abhängigkeit von den Exportmärkten derzeit noch als Vorteil. Mit einer Exportquote von knapp 30 Prozent schlagen die negativen Auswirkungen der weltweiten Marktrückgänge einfach nicht so deutlich durch wie etwa in Italien, die knapp die Hälfte ihrer Produktion exportieren.
Andererseits kommt unseren Herstellern der schmerzhafte Konsolidierungsprozess der vergangenen Jahre zugute. Bereits in der Vergangenheit wurden Überkapazitäten vom Markt genommen, die Fertigungsprozesse modernisiert und Arbeitsbedingungen flexibilisiert. Das moderne Möbelunternehmen kann somit auf Auftragsschwankungen wesentlich schneller und besser reagieren. Geringere Vorratshaltung, schnellere Anpassungen der Produktpalette und flexiblere Wochenarbeitszeiten und Arbeitszeitkonten sind wichtige Schlüsselfaktoren der heutigen Arbeitsweise. Hinzu kommt eine kontinuierliche Verbesserung der Produktionsabläufe in Bezug auf Termintreue und Qualität.
Mit diesen Attributen können wir nicht zuletzt im Ausland punkten. Umso wichtiger ist, dass wir das Exportgeschäft jetzt - trotz der Rückschläge in der Krise – nicht vernachlässigen. Es war gut und richtig, dass wir dies in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut und auf ein breiteres Fundament gestellt haben. Neben den Nachbarländern Frankreich, Niederlande und Österreich erschlossen unsere Unternehmen dabei erfolgreich weitere Absatzmärkte – etwa in Asien, Amerika oder in der Golf-Region.
Insgesamt stehen unsere rund 1.000 deutschen Möbelhersteller damit gut in den Startlöchern, um am Ende der Krise und am Anfang eines hoffentlich lange währenden Aufwärtsprozesses ihre Marktposition zu behaupten bzw. auszubauen. Positive Entwicklungen auf einigen Auslandsmärkten seit dem späten Frühjahr stimmen uns zuversichtlich, dass wir im zweiten Halbjahr 2009 wieder eine bessere Umsatzsituation sehen werden. Frankreich als unser Möbel-Exportland Nr. 1 ist bislang sehr stabil durch die Krise gekommen. Während der gesamte deutsche Möbelexport im ersten Halbjahr um 15,5 Prozent zurückging, haben wir in Frankreich nur 3,2 Prozent des Geschäftes verloren. Im Monat Juni konnten unsere Hersteller sogar erstmals wieder einen Anstieg der Ausfuhren zu den französischen Nachbarn verbuchen. Ebenfalls positive Tendenzen gibt es für Österreich und die Schweiz als zwei weitere wichtige Zielländer.
Zusätzlich zu diesen europäischen Märkten gibt es positive Tendenzen für einige asiatische Regionen und für die Vereinigten Arabischen Emirate. Diese jüngeren Absatzregionen haben sich gerade in den vergangenen Jahren durch hohe Wachstumsraten ausgezeichnet, gingen seit Mitte 2008 krisenbedingt aber auch drastisch zurück.
Wenn sich jetzt die Zeichen für eine weltweite Stabilisierung mehren, werden wir sicherlich wieder schnell an die Erfolge der vergangenen Jahre anknüpfen können. Denn Möbel „Made in Germany“ haben weltweit einen guten Klang und stehen ebenso für Qualität, Design und Preiswürdigkeit wie deutsche Autos und Maschinen. Und da Autos als Gradmesser für sozialen Status zumindest in den Industrieländern absehbar ausgedient haben dürften, entstehen für uns neue Chancen, Möbel in der Wertigkeitsskala der Menschen weiter nach oben zu bringen. Hierfür wollen wir arbeiten und sehen uns dabei auf einem guten Weg.“
Zwei Grafiken zu den Themen "Möbelausgaben in Europa pro Kopf in Euro" und "Deutsche Möbeleporte im ersten Halbjahr 2009" stehen als PDF-Datei zum Download bereit:
Präsident des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM)
„Trotz Krise sind die Deutschen nach wie vor Europameister beim Möbelkauf. Wir haben mit rund 30 Milliarden Euro Marktvolumen für Möbel nicht nur den absolut größten Möbelmarkt unter den 27 EU-Ländern, sondern jeder unserer 82 Millionen Bundesbürger gab im vergangenen Jahr mit 362 Euro auch vergleichsweise viel Geld für Einrichtungsgegenstände aus. Mit diesem Wert liegen wir in Europa knapp vor den Nachbarn aus Österreich, wo pro Einwohner und Jahr 360 € für Wohnen ausgegeben wurde und den Schweden, die sich ihre Einrichtung 350 € im Jahr kosten ließen.
Wohnen und Einrichten hat damit in Deutschland seinen hohen Stellenwert behalten. Natürlich haben auch wir in der Krise bis einschließlich Juli einen schmerzlichen Umsatzrückgang in Höhe von 13,0 Prozent hinnehmen müssen. Dieser Rückgang resultierte jedoch zu einem großen Teil aus dem Export, weniger aus dem Inlandsgeschäft, dass von den insgesamt noch stabilen Konsumausgaben gestützt wird. Auch der heimische Möbelhandel berichtet nach wie vor von lebhaften Geschäften. Dennoch bereitet uns Sorge, dass sich das Preisgefüge im Möbelhandel weiter nach unten zu verschieben droht. Konkurrenz- und Preiskampf sind dabei natürlich keine neuen Erscheinungen, doch die auch im ersten Halbjahr 2009 weiter steigenden Importe aus Asien – und hier in erster Linie China – deutet auf die Herkunft der lautstark beworbenen Aktionsware hin. Während die gesamten Möbelimporte zwischen Januar und Juni 2009 um 6 Prozent zurückgingen, konnten die Einfuhren aus China um 11,8 Prozent zulegen. China schickt sich an, Möbel-Importland Nr. 1 zu werden. Unabhängig von der Frage, ob Container-Ware aus Fernost dem Stellenwert von Möbeln als hochwertige und langlebige Konsumgüter gerecht wird, verschärft diese Entwicklung den Preiskampf auf der Handelsfläche in Deutschland.
Im europäischen Vergleich stehen wir vergleichsweise gut da. Die Italiener beispielsweise als zweite große Möbelnation erwarten - bei einem mit uns vergleichbaren Rückgang der Wirtschaftsleistung insgesamt - in diesem Jahr einen spürbaren Einbruch der Konsumausgaben um knapp 3 Prozent. Zusammen mit den Marktrückgängen im Ausland berichten die Italienischen Möbelhersteller deshalb im ersten Halbjahr 2009 von Rückgängen um die 30 Prozent, die damit mehr als doppelt so hoch ausfallen wie bei uns. In Spanien ein ähnliches Bild: Baukrise und Konsumeinbrüche von über 4 Prozent machen auch dort den Möbelherstellern zu schaffen. Auch in Großbritannien ist das Geschäft mit Möbeln nach dem Platzen der Immobilienblase deutlich zurückgegangen. Die Hersteller auf der Insel berichten von Umsatzrückgängen der Industrieunternehmen von bis zu 20 Prozent. Besser ist das Bild hingegen bei den französischen Nachbarn, die derzeit noch auf stabile Konsumausgaben setzen können. Hier liegt der Umsatzrückgang der Möbelindustrie je nach Exportanteil zwischen 10 und 20 Prozent. Aus Österreich wird mit einem Minus von 13,6 Prozent der gleiche Rückgang wie in Deutschland gemeldet. Eine Tendenz zur Besserung wird in der Alpenrepublik ab Herbst erwartet.
Damit behaupten sich unsere Unternehmen in Krisenzeiten erfolgreicher als andere. Hierbei kommen uns zwei Dinge zugute: Einerseits erweist sich die vergleichsweise noch geringe Abhängigkeit von den Exportmärkten derzeit noch als Vorteil. Mit einer Exportquote von knapp 30 Prozent schlagen die negativen Auswirkungen der weltweiten Marktrückgänge einfach nicht so deutlich durch wie etwa in Italien, die knapp die Hälfte ihrer Produktion exportieren.
Andererseits kommt unseren Herstellern der schmerzhafte Konsolidierungsprozess der vergangenen Jahre zugute. Bereits in der Vergangenheit wurden Überkapazitäten vom Markt genommen, die Fertigungsprozesse modernisiert und Arbeitsbedingungen flexibilisiert. Das moderne Möbelunternehmen kann somit auf Auftragsschwankungen wesentlich schneller und besser reagieren. Geringere Vorratshaltung, schnellere Anpassungen der Produktpalette und flexiblere Wochenarbeitszeiten und Arbeitszeitkonten sind wichtige Schlüsselfaktoren der heutigen Arbeitsweise. Hinzu kommt eine kontinuierliche Verbesserung der Produktionsabläufe in Bezug auf Termintreue und Qualität.
Mit diesen Attributen können wir nicht zuletzt im Ausland punkten. Umso wichtiger ist, dass wir das Exportgeschäft jetzt - trotz der Rückschläge in der Krise – nicht vernachlässigen. Es war gut und richtig, dass wir dies in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut und auf ein breiteres Fundament gestellt haben. Neben den Nachbarländern Frankreich, Niederlande und Österreich erschlossen unsere Unternehmen dabei erfolgreich weitere Absatzmärkte – etwa in Asien, Amerika oder in der Golf-Region.
Insgesamt stehen unsere rund 1.000 deutschen Möbelhersteller damit gut in den Startlöchern, um am Ende der Krise und am Anfang eines hoffentlich lange währenden Aufwärtsprozesses ihre Marktposition zu behaupten bzw. auszubauen. Positive Entwicklungen auf einigen Auslandsmärkten seit dem späten Frühjahr stimmen uns zuversichtlich, dass wir im zweiten Halbjahr 2009 wieder eine bessere Umsatzsituation sehen werden. Frankreich als unser Möbel-Exportland Nr. 1 ist bislang sehr stabil durch die Krise gekommen. Während der gesamte deutsche Möbelexport im ersten Halbjahr um 15,5 Prozent zurückging, haben wir in Frankreich nur 3,2 Prozent des Geschäftes verloren. Im Monat Juni konnten unsere Hersteller sogar erstmals wieder einen Anstieg der Ausfuhren zu den französischen Nachbarn verbuchen. Ebenfalls positive Tendenzen gibt es für Österreich und die Schweiz als zwei weitere wichtige Zielländer.
Zusätzlich zu diesen europäischen Märkten gibt es positive Tendenzen für einige asiatische Regionen und für die Vereinigten Arabischen Emirate. Diese jüngeren Absatzregionen haben sich gerade in den vergangenen Jahren durch hohe Wachstumsraten ausgezeichnet, gingen seit Mitte 2008 krisenbedingt aber auch drastisch zurück.
Wenn sich jetzt die Zeichen für eine weltweite Stabilisierung mehren, werden wir sicherlich wieder schnell an die Erfolge der vergangenen Jahre anknüpfen können. Denn Möbel „Made in Germany“ haben weltweit einen guten Klang und stehen ebenso für Qualität, Design und Preiswürdigkeit wie deutsche Autos und Maschinen. Und da Autos als Gradmesser für sozialen Status zumindest in den Industrieländern absehbar ausgedient haben dürften, entstehen für uns neue Chancen, Möbel in der Wertigkeitsskala der Menschen weiter nach oben zu bringen. Hierfür wollen wir arbeiten und sehen uns dabei auf einem guten Weg.“
Zwei Grafiken zu den Themen "Möbelausgaben in Europa pro Kopf in Euro" und "Deutsche Möbeleporte im ersten Halbjahr 2009" stehen als PDF-Datei zum Download bereit:
Pressekontakt:
Christine Scharrenbrochc.scharrenbroch@moebelindustrie.de
Tel. + 49 2224 9377-17
Melanie Dickenbrok
m.dickenbrok@moebelindustrie.de
Tel. +49 5221 1265-26
Anschrift:
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Goebenstraße 4-10, 32052 Herford
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