Männer mögen Marken-Möbel
14.01.2004Die Zeit der Bebrütung eines Vogeleies zum Zwecke des erfolgreichen Ausschlüpfens nennt man in der Biologie Inkubationszeit. Die internationale Möbelmesse Köln, die imm cologne, ist in diesem Sinne ein Inkubationsinstrument. In 2˝ Wochen wissen wir mehr. Dann wissen wir, was bei der imm cologne 2004 herausgekommen ist. Wir alle treten mit viel Optimismus an, der nicht nur Zweckoptimismus ist. Wir wissen, dass es wirtschaftlich bergauf gehen muss, wir wissen auch, dass unsere Branche auf diesen Aufstieg vorbereitet ist. Statistisch macht die Branche durch die Geschäftstätigkeit auf der
Und sie hat sich auch in diesem Jahre einige über eine normale Messeplanung hinaus gehende Aktivitäten vorgenommen. Die Sonderaktivitäten der imm cologne sind – wie erstmals im vergangenen Jahr – auf das Thema Design fokussiert. Neben den Events, Sonderausstellungen und publikumswirksamen Maßnahmen haben natürlich vor allen Dingen die Aussteller auch einiges dazu beigetragen. Wir werden durchweg mehr Präsentationen von Möbeln sehen, die man als ganzheitlich bezeichnen kann. Es werden Wohnbilder und Wohnwelten gezeigt und nicht bloß aneinandergereihte Möbel. Dem Handel werden dadurch Ideen an die Hand gegeben, die er am Point of Sale umsetzen kann und sollte. Denn der durchaus kritische und selbstbewusste Konsument möchte Wohnideen bekommen. Er braucht sie als Vorlage und Vorbild. Der moderne Mensch ist heute überflutet von Eindrücken und Informationen. Es wird für ihn immer schwieriger, sich für das für ihn richtige zu entscheiden. Er bevorzugt daher Wohnbilder, die ihm einen guten Geschmack zeigen. Individuell kann er zusammenstellen, wie ihm beliebt, aber eine Grundidee, die hat er schon gerne.
Diese Messe ist insofern Ideengeber für den Gebraucher von Möbeln. Sie ist aber vor allem Ideengeber für die Präsentation im Handel und auch Ideengeber für gute neue Möbel, die man nirgendwo anders in so großer Zahl und Qualität findet.
Einrichtungen spiegeln heute Befindlichkeiten einer Gesellschaft wieder. Heute wohnt man so, wie es einem möglich ist und wie es einem gefällt, doch das war nicht immer so. Im Mittelalter war komfortables Wohnen und Möbel der obersten, adeligen Schicht vorbehalten. Der Adel galt als unerreichbares Vorbild für Klasse und Schick. Die Bauern schauten bei den Grundherren und den Lehnsherren, die Tagelöhner bei den Bauern. Doch diese hatten praktisch nur einen Strohsack zum Schlafen, ein offenes Feuer als Küche, eine einfache Kleidertruhe, ein paar Stühle und einen Tisch. Erstmals mit der französischen Revolution emanzipierte sich das Bauernvolk. Danach revolutionierte sich auch das Wohnen. Wohnen und Möbel erhielten einen allgemeinen und nicht mehr elitären Stellenwert. Über zwei Jahrhunderte blieb der Stellenwert des Möbels hoch. Erst die letzen 10 Jahre verliert unserer Kulturgut Möbel an Wert. Statistisch nachweisbar kann man das auch folgendermaßen ausdrücken: Als die Möbel noch teurer waren, wurden mehr verkauft; oder auch: Je billiger die Möbel werden, desto weniger werden verkauft. Das ist eine schreckliche Spirale. Leider sind durch diesen Effekt, der ja nicht nur in unserer schönen Branche eingetreten ist, die Konsumenten höchst verwöhnt. Sie meinen, wenn sie zu früh kaufen werden sie vom Sonderangebot bestraft, sie meinen auch, dass "Geiz geil ist". Ein schlimmer Irrtum. Elke Heidenreich sagte bei der Übergabe des Mittelstandspreises wohlweislich "Geist ist geil", und damit hat sie recht.
Eine Chance, dem Preisverfall Einhalt zu gebieten, sehen wir im großen und wachsenden Interesse an Design. Das ist das Thema der Zukunft, an dem wir deutlich ansetzten müssen. Im Vordergrund der Designaktivitäten standen lange Zeit "Formgebung" und "Gestaltung". Heute muss Möbeldesign ganzheitlich gesehen werden. Das heißt: Elemente wie Funktion, Ergonomie, Haptik, Servicefreundlichkeit, Ökologie und damit die Qualität müssen mehr Berücksichtigung finden. Der individuelle Geschmack und die persönliche Empfindung von Ästhetik ist dabei für uns von Vorteil. Denn so kann die Möbelbranche zeigen, wie vielfältig sie entwirft und produziert. Von einem einheitlichen Design, Stil oder Trend wird man deshalb nicht mehr reden können. Es wird zwar immer besonders beliebte Farben, Formen oder Funktionen geben, aber keinen Einheitslook mehr. Das ist auch in vielen anderen Konsumgüterbereichen der Fall, wie zum Beispiel in der Lebensmittelbranche.
Mit Design ist in diesem Sinne auch die Innovationskraft der Deutschen Möbler und der Branche insbesondere gemeint. Innovation muss für uns in Zukunft der treibende Faktor bleiben. Ohne Innovation ist die Formgebung reine Kosmetik. Innovationen gibt es auf dem Gebiet der Funktion, der Anwendung oder Benutzung, der grundsätzlichen Anmutung eines Möbels, auf dem Gebiet des Materials und der Verarbeitung. Hier müssen wir investieren, damit wir dem internationalen Wettbewerb einen Schritt voraus bleiben.
Wir sind froh, dass das Designbewusstsein der Menschen steigt und einen höheren Stellenwert erhält. Das betrifft auch nicht nur bloß unserer Produkte, sondern auch viele andere Konsumgüterbereiche und sogar die Investitionsgüterbranche. Längst werben selbst die Macher von Heizkesseln Designer an. Und das ist auch gut so.
Daneben wächst auch erfreulicherweise das Interesse an Wohnen und Einrichten im allgemeinen. Interessanter Weise auch und endlich bei Männern. In der Regel treffen Männer zwar immer noch keine Kaufentscheidung, da diese nach wie vor den Frauen überlassen bleibt, aber ihr generelles Interesse und ihr "sich einmischen" beim Thema Wohnen nahm im letzten Jahr gewaltig zu. Zurückzuführen ist dies auf den allgemeinen Trend eines "Homing", der seinen Höhepunkt auch noch nicht erreicht hat. Homing ist der Ausdruck des Wunsches nach Sicherheit und Geborgenheit im eigenen Zuhause. Und wenn es darum geht, es sich Zuhause gemütlich zu machen, gibt es bei den Entwicklungen des vergangenen Jahres viele aktuelle Einrichtungsthemen, die auch Männer wichtig finden. Das ist zum einen das Thema rund um die Medialisierung des Wohnzimmers. Das Thema kommt aus der technisch-elektronischen Welt und kapriziert sich auf die Ausstattung mit DVD-Player und Lautsprechersystem. Zum anderen wächst der Hang des Mannes nach Markenmöbeln.
So wie bei Werkzeug, Autos oder Motorrädern, Fußballvereinen, Zigaretten und Uhren, bevorzugen Männer auch bei Möbeln die bestimmte Marke. Männer mögen Marken-Möbel, wie eine aktuelle Untersuchung der BBE- Unternehmensberatung herausgefunden hat. Eine Marke und die dahinter stehende Marketingstrategie erleichtern Männern eine Kaufentscheidung. Müssen bei No-Names Vorteile und Argumente, Preise und Serviceleistungen abgeglichen werden, ist es bei Markenware ein leichtes ohne viel nachzudenken zuzugreifen. Hier zählt die Zuverlässigkeit der eigenen Erfahrungen und auch die Zuverlässigkeit des Images eines bewährten Namens. Ein guter Grund, für die deutschen Möbelhersteller, sich der aufwachenden Zielgruppe "Männer" über die Stabilisierung und den Ausbau der eigenen Marke zu nähern.
Heute interessieren sich sieben von zehn Männern für Wohnen und Einrichten. So viel Interesse gab es bei Männern noch nie. Aber nur 15 Prozent kaufen auch tatsächlich Möbel ein. Der moderne Mann ist also eine große Kraftreserve für den deutschen Möbelfachhandel und will angesprochen werden.
Mit rund 1.300 deutschen Möbelherstellern und mehr als 10.000 Handelshäusern haben wir fast unendliche Möglichkeiten, die Vielfalt unserer Produkte in den Verkaufsräumern an den Mann und die Frau zu bringen. Im frisch begonnenen Jahr sollte unsere Branche geschlossen gegen das "trading down" der Preise angehen. Wir müssen umsteuern und die Vielfalt, Innovation und Qualität vor den Preis stellen. Der Mensch ist ein individuelles Wesen. Jeder denkt und fühlt anders als der andere. Deshalb braucht er individuelle Produkte und nicht billigen Einheitsramsch. Möbel sind Ausdruck und Bestandteil von Lebensqualität. Und Lebensqualität ist das, worum es im Leben geht - deshalb wird Lebensqualität immer stärker zum starken Leitwert der Zukunft.
Die Kölner Möbelmesse 2004 zeigt einen beispiellosen Reichtum an Ideen und Auswahl. Im Einzelnen stolzieren die Entwürfe vom innovativen Neuen, über das Multifunktionale, bis hin zu in der Retrospektive entstandenem.
Wir erwarten von der diesjährigen imm cologne die sich die Darstellung ganzheitlichen Wohnens auf die Fahnen geschrieben hat, viele Ideen für Handel und Gebraucher. Köln ist weltbekannte Messestadt und der größte Möbelmarkt der Welt. Die imm cologne ist die globale und unverzichtbare Leitmesse für Möbel und Wohnen.
Zum Abschluss noch ein kurzer Blick auf die wirtschaftliche Lage der deutschen Möbelindustrie: Nach einem deutlichen Minus in Höhe von 9,6 Prozent im Gesamtjahr 2002 sank der Umsatz der Möbelindustrie in den ersten zehn Monaten 2003 um 2,5 Prozent auf 16,4 Mrd. €. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres erzielte die Branche Erlöse von 16,8 Mrd. €.
Nicht nur die Einnahmen, sondern auch die Zahl der Unternehmen geht zurück. Aktuell gibt es in Deutschland 1.299 Möbel produzierende Industrieunternehmen und damit 3,3 Prozent oder 44 Betriebe weniger als vor einem Jahr. Insgesamt 128.232 Frauen und Männer (6,9 Prozent weniger als 2002) arbeiten derzeit in der Möbelindustrie. Für das Gesamtjahr 2003 halten wir an unserer Prognose vom Sommer fest, die den Gesamtumsatz bis Ende Dezember bei rund 1,5 bis 2 Prozent unter dem Vorjahreswert sieht.
In diesem insgesamt schwierigen Umfeld kann sich der Export deutscher Möbel behaupten, denn erfreulicherweise sind unsere Möbel im Ausland nach wie vor gefragt. So setzten die Unternehmen in den ersten drei Quartalen diesen Jahres 0,5 Prozent mehr Möbel ins Ausland ab als im Vorjahreszeitraum. Angesichts der schwachen konjunkturellen Entwicklung in vielen europäischen Ländern ist dies ein Erfolg.
Insgesamt führten die Möbelhersteller von Januar bis September 2003 Waren im Wert von 3,7 Mrd. € aus. 2/3 dieser Möbelexporte gingen dabei in die Länder der Europäischen Union, wobei die Niederlande, Österreich und Frankreich die Hauptabnehmerländer waren. Weitere wichtige Märkte für unsere Hersteller sind Osteuropa, Nordamerika und Asien.
Die Importe nahmen um 2,9 Prozent auf 5 Mrd. € zu. Während die Einfuhren aus den EU-Ländern rückläufig waren, stiegen die Importe aus Osteuropa weiter an. Hauptimportland ist Polen, gefolgt von Italien und der Tschechischen Republik. Das Außenhandelsdefizit stieg um 9,9 Prozent auf 1,3 Mrd. €. Die Exportquote der heimischen Möbelbranche beträgt derzeit rund 25 Prozent und liegt um gut ein Drittel höher als vor fünf Jahren. Die Anstrengungen in punkto Export haben sich damit bezahlt gemacht. Hier liegt noch ein starkes, auszuschöpfendes Entwicklungspotential.
Aber es gibt selbstverständlich nicht nur den statistischen Durchschnitt, sondern viele unterschiedlich verlaufende Firmenkonjunkturen. Betriebe, die vorausschauend agieren und mit Ideenreichtum, Kreativität und Mut Veränderungen herbeiführen oder neue Projekte angehen, haben durchaus Erfolg zu vermelden. Das Lamentieren nutzt nichts. Die Branche muss kreativ, mutig und unverkrampft die Zukunft gestalten.
Die Ergebnisse dieses Denkens und Handelns und der Anstrengungen sehen wir nächste Woche hier in Köln. Ich freue mich auf Sie.
imm cologne, im ersten Quartal eines jeden Jahres, immer den meisten Umsatz. Die Messe ist also ein ganz entscheidender Brutkasten. Ihr Erfolg ist die Voraussetzung für die "Entstopfung" des Marktes.Pressekontakt:
Christine Scharrenbrochc.scharrenbroch@moebelindustrie.de
Tel. + 49 2224 9377-17
Melanie Dickenbrok
m.dickenbrok@moebelindustrie.de
Tel. +49 5221 1265-26
Anschrift:
die möbelindustrie - Verbände der deutschen MöbelindustrieFlutgraben 2, 53604 Bad Honnef
Goebenstraße 4-10, 32052 Herford
presse@moebelindustrie.de
zur Übersicht