Holz- und Möbelindustrie steigert Umsatz im 1. Halbjahr um 1,6 %
06.09.2005 Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie e. V. und des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie e.V., erklärt anlässlich der Jahres-Wirtschaftspressekonferenz am 6. September 2005 in Köln:
Holz- und Möbelindustrie steigert Umsatz im 1. Halbjahr um 1,6 %
Möbel-Exportquote liegt jetzt bereits bei 25,8 %
Die klimatischen Rahmenbedingungen für unsere Branche stimmten in diesem Sommer mit seinen vielen Regen- und wenigen Sonnentagen, denn dann gehen die Menschen eher Möbel kaufen. Wäre da nicht die nach wie vor vorhandene große wirtschaftliche Unsicherheit und die damit einher gehende spürbare Zurückhaltung der Konsumenten, könnten wir schon heute nur Positives berichten. Doch leider hat sich die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland im Verlauf des Jahres 2005 erneut deutlich verlangsamt. Nach einem Wirtschaftswachstum von 0,8 % im ersten Quartal 2005 herrschte im zweiten Vierteljahr bereits Stagnation. Die Konsumausgaben, die im Schnitt der letzten drei Jahre bereits um 0,1 % schrumpften, werden auch für 2005 erneut negativ vorhergesagt. Deutliche Zurückhaltung ist auch im Baubereich zu spüren – und das alles trotz hoher privater Ersparnisse und einem historisch niedrigem Zinsniveau. Doch das hilft alles nicht, denn mindestens 50 % sind eben Psychologie und deshalb warten Unter-nehmen wie private Haushalte darauf, dass endlich der Schalter umgelegt wird und die Stimmung von Pessimismus nach Optimismus wechselt.
Ohne Zweifel hat sich die Branche insgesamt konsolidiert. Und das bereits im vergangenen Jahr an dieser Stelle angekündigte Ende der Talfahrt hat sich bestätigt. Was wir jetzt allerdings benötigen ist eine solide und dynamische Fortschreibung dieses Trends, damit sich die wirtschaftliche Basis insgesamt verbreitert, stabilisiert und positive Beschäftigungseffekte freisetzt.
Zu den Zahlen des 1. Halbjahres: Für die gesamte Holzindustrie stieg der Umsatz in den ersten sechs Monaten 2005 um insgesamt 1,6 %. Während die gesamte Holzbranche im gleichen Vorjahreszeitraum noch 18,4 Mrd. € Umsatz erzielte, konnten wir von Januar bis Juni 2005 bereits 18,7 Mrd. € umsetzen – ein Plus von rund 300 Mio. €. Diese Entwicklung wirkt sich inzwischen stabilisierend auf die Beschäftigungssituation aus. Der Stellenabbau in der deutschen Holz- und Möbelindustrie hat sich im ersten Halbjahr des laufenden Jahres merklich verlangsamt: von Januar bis Juni ist die Zahl der Stellen branchenweit zwar noch um rund 1.900 auf jetzt 216.300 zurückgegangen. Doch im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren rund 2.100 Arbeitsplätze verloren gegangen. Der längerfristige Vergleich zeigt die Entwicklung noch deutlicher: in den Jahren 2001 bis 2004 gingen jährlich im Durchschnitt rund 12.600 Arbeitsplätze verloren. Der Konzentrationsprozess in der Branche schreitet weiter voran: aktuell zählt die Branchenstatistik 2.715 Industriebetriebe, das sind 29 weniger als zu Jahresbeginn.
Zu den Ergebnissen für die beiden großen Teilsparten unserer Branche, die Möbelindustrie und das Holzgewerbe, im Einzelnen: Die Möbelindustrie – das wichtigste Standbein unseres Industriezweiges – lag mit einem Umsatz von 10,5 Mrd. € bis Ende Juni statistisch um 4,2 % über dem Vorjahreswert. Eine Zahl, die die tatsächliche Entwicklung überzeichnet. Denn bei den Sitzmöbeln weist die amtliche Statistik ein Umsatzvolumen von 4,4 Mrd. € aus, was daran liegt, dass in dieser Berechnung auch die Fahrzeugsitze enthalten sind, die nichts mit Möbeln zu tun haben. Unter Ausschluss dieser branchenfremden Anteile würde der tatsächliche Umsatz bei den Sitzmöbeln im engeren Sinne wie Polstermöbel, Stühle, Drehstühle und Bänke im ersten Halbjahr 2005 nur rund 2,4 Mrd. € betragen. Der bereinigte Umsatzanstieg der gesamten deutschen Möbelindustrie beträgt knapp 2 % und liegt damit bei 8,5 Mrd. €. Der sehr hohe Anteil der branchenfremden Erzeugnisse am Gesamtumsatz der Sparte Sitzmöbel macht die amtlichen Zahlen daher nur beschränkt verwertbar. Die langjährige Forderung des VDM nach einem Ausschluss der branchenfremden Anteile aus der amtlichen Statistik im Bereich der Möbelindustrie wird ab 2007 umgesetzt. Die Fahrzeugsitze werden dann als Fahrzeugteile aufgefasst. Bei den anderen Teilsparten der Möbelindustrie zeichnete das erste Halbjahr 2005 folgendes Bild: Die in den vergangenen zwei Jahren stark gebeutelten Hersteller von Büro- und La-denmöbeln konnten ihr Geschäft stabilisieren und weisen aktuell das deutlichste Umsatzplus aller Teilsparten der Möbelindustrie aus. Angetrieben von einem starken Auslandsimpuls durch Erfolge im Exportgeschäft legte ihr Umsatz zwischen Januar und Juni 2005 um 5,7 % auf insgesamt 1 Mrd. € zu (nur Büromöbel: + 4 – 4,5 %). Die deutsche Küchenmöbelindustrie - im letzten Jahr das am schnellsten wachsende Segment der Möbelindustrie - hat mit negativen Auswirkungen der rückläufigen Bautätigkeit im Wohnungsbau zu kämpfen. Trotz des erfolgreichen Auslandsgeschäfts weist dieses Segment aktuell lediglich einen leichten Umsatzanstieg um 0,6 % auf 1,8 Mrd. € aus. Die Hersteller von Matratzen konnten den Vorjahresumsatz von 440 Mio. € halten. Die Sparte Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel liegt der-zeit mit minus 4,3 % auf 2,9 Mrd. € als einzige im negativen Bereich.
Das Auslandsgeschäft gewinnt deutlich an Fahrt. In den ersten 6 Monaten 2005 stiegen die Ausfuhren deutscher Möbel um 2,8 % gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt konnte ein Exportvolumen von 2,7 Mrd. € erzielt werden und damit 70 Mio. € mehr als im Vorjahreszeitraum. Die größte Exportdynamik weisen Büromöbel auf, die um 17,4 % zulegen konnten. Hier zeigen die intensiven Exportbemühungen unserer Hersteller gute Erfolge – die deutsche Qualität wird weltweit hoch geschätzt. Die Exporte der deutschen Küchenmöbelindustrie stiegen ebenfalls deutlich um 16,4 %. Ebenfalls gefragt sind Matratzen mit einem Exportzuwachs von 7,6 %. Dagegen sind Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel mit 7,7 % im Minus, auch Sitzmöbel verlieren 8,1 %. Hauptexportländer sind für uns die Nachbarn Niederlande, Schweiz, Österreich und Frankreich. Die größten Steigerungen gab es nach Italien mit einem Zuwachs von 24,4 Mio. € (+37,4%) und nach Österreich mit einem Zuwachs von 20,9 Mio. € (+8,1%).
Die zunehmenden Auslandserfolge lassen die Exportquote auf mittlerweile 25,8 % steigen. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich die Exportquote damit nahezu verdoppelt, denn 1995 lag sie noch bei 13,4 %. Bezogen auf den bereinigten Umsatz – also ohne Fahrzeugsitze – der deutschen Möbelindustrie, beträgt die Exportquote im ersten Halbjahr 2005 bereits 31,7 %. Seit zwei Jahren geht erstmals auch das Außenhandelsdefizit zurück. Da die Importe im 1. Halbjahr 2005 um 4,6 % zurückgingen, sank der Importüberschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 24,5 % auf 730 Mio. €. Allerdings geben die rasant steigenden Einfuhren aus Asien zunehmend Anlass zu Besorgnis. Zwischen Januar und Juni 2005 kamen alleine aus China rund 40 % mehr Möbel als noch vor einem Jahr. China ist inzwischen nach Polen und Italien das drittwichtigste Importland. Eingeführt werden – vornehmlich aus Osteuropa und aus China – in erster Linie Sitzmöbel, worin allerdings eine hohe Anzahl an Re-Importen (Osteuropa) der ausgelagerten Produktionsstätten deutscher Hersteller enthalten sind.
Zurück in das Inland. Das Holzgewerbe, also die Hersteller von Säge-, Platten- und Holzprodukten im baunahen Bereich, konnte an die positive Umsatzentwicklung des Vorjahres nicht anschließen. Nach einem deutlichen Anstieg um 5,3 % im Gesamtjahr 2004 ging der Umsatz in den ersten 6 Monaten 2005 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,7 % zurück. Der Halbjahresumsatz lag mit 7,7 Mrd. € rund 130 Mio. € unter dem Vorjahresumsatz. Dieser Umsatzrückgang ist jedoch nahezu ausschließlich auf die negative konjunkturelle Entwicklung im baunahen Bereich zurückzuführen. Angesichts der aktuellen Flaute am Bau verzeichneten die Bauelemente aus Holz einen deutlichen Umsatzrückgang um 9,9 % auf 2,3 Mrd. €. Wie dramatisch die Lage ist, verdeutlicht der Einbruch bei den Baugenehmigungen im Ein- und Zweifamilienhausbau am ehesten: in den ersten fünf Monaten 2005 betrug der Rückgang rund 30 Prozent (2004: 79.330, 2005: 55.522). Geringer war der Rückgang der Baugenehmigungen übrigens für Fertighäuser, die ihren Marktanteil leicht auf 13,5 % steigern konnten.
Die Holzwerkstoffindustrie liegt mit einem Plus von 4,2 % auf 2,4 Mrd. € deutlich über Vorjahresniveau, wobei dieser Zuwachs in erster Linie aus der Auslandsnachfrage gespeist wird. Sägewerke legten um 2,3 % auf 2,1 Mrd. €, die Hersteller von Holzverpackungen gar um 7,3 % auf 440 Mio. € zu – auch ein Indiz für das anziehende Exportgeschäft der deutschen Industrie, die Hauptabnehmer solcher Verpackungen ist.
Von der Vergangenheit zurück in die Zukunft und zur Frage, wie sich die wirtschaftliche Entwicklung bis Ende des Jahres fortsetzen wird. Wir halten – bezogen auf die Möbelindustrie – an unserer bisherigen Prognose von rund 1,5 – 2 % (bereinigt um branchenfremde Anteile) fest. Wir wissen aus dem Handel, dass sich trotz des schlechten Sommers die Besucherströme in den Möbelhäusern noch in Grenzen halten und das Geschäft zudem äußerst wechselhaft ist. Hier liegen die kumulierten Umsätze leicht (-1 – 2 %) unter dem Vorjahr. Trotzdem ist noch mit einer Herbstbelebung zu rechnen, so dass die umsatzstarken Monate – auch im Vorfeld einer eventuellen Umsatzsteuererhöhung – noch schwarze Zahlen bringen können. Mehr Dynamik kann dann für 2006 erwartet werden. Hier setzen wir zu allererst auf konjunkturelle „Post-Wahl-Effekte“, die dann im Laufe des Jahres ihre Wirkung entfalten. Die übrige Holzbranche dürfte das Jahr leicht negativ abschließen. Getragen wird diese Einschätzung von zwei gegenläufigen Entwicklungen – den einerseits stabilen Wachstumszahlen bei den Holzwerkstoffen und im Verpackungsgeschäft und der andererseits negativen Entwicklung im baunahen Bereich.
In 12 Tagen wird gewählt. Um es deutlich zu sagen: Die deutsche Holz- und Möbelindustrie setzt auf den politischen Wechsel. Hierbei geht es nicht um eingefahrene Parteipräferenzen, sondern um die Tatsache, dass wir uns eine weitere Legislaturperiode des politischen Still-stands nicht erlauben können. Wir brauchen endlich wieder Handlungsfähigkeit statt Blockade und mutige Entscheidungen statt der Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Denn nach Jahren schmerzhafter Konsolidierung ist auch die deutsche Holz- und Möbelindustrie angewiesen auf positive Impulse, die wieder ein nachhaltiges und solides Wachstum ermöglichen, das gleichermaßen aus dem In- wie aus dem Ausland gespeist wird. Angela Merkel braucht – wenn sie gewählt wird – alle Kraft und Stärke, um sich als Bundeskanzlerin gegen sozialdemokratische CSU-Tendenzen und Unions-Ministerpräsidenten durchzusetzen, von denen sich einige nach wie vor für den besseren Kanzler halten. Durchregieren wird in den ersten knapp zwei Jahren zwingend sein, um bis zum Ende der Legislaturperiode 2009 erste Erfolge – z.B. beim Abbau der Arbeitslosigkeit und der Senkung der Lohnnebenkosten – vorweisen zu können. Härtere und weitreichendere Maßnahmen, als im Regierungsprogramm der Union angekündigt, müssen umgesetzt werden. Denn wir benötigen endlich bessere Rahmenbedingungen für unsere Unternehmen und damit erfolgreichere Geschäfte.
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Holz- und Möbelindustrie steigert Umsatz im 1. Halbjahr um 1,6 %
Möbel-Exportquote liegt jetzt bereits bei 25,8 %
Die klimatischen Rahmenbedingungen für unsere Branche stimmten in diesem Sommer mit seinen vielen Regen- und wenigen Sonnentagen, denn dann gehen die Menschen eher Möbel kaufen. Wäre da nicht die nach wie vor vorhandene große wirtschaftliche Unsicherheit und die damit einher gehende spürbare Zurückhaltung der Konsumenten, könnten wir schon heute nur Positives berichten. Doch leider hat sich die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland im Verlauf des Jahres 2005 erneut deutlich verlangsamt. Nach einem Wirtschaftswachstum von 0,8 % im ersten Quartal 2005 herrschte im zweiten Vierteljahr bereits Stagnation. Die Konsumausgaben, die im Schnitt der letzten drei Jahre bereits um 0,1 % schrumpften, werden auch für 2005 erneut negativ vorhergesagt. Deutliche Zurückhaltung ist auch im Baubereich zu spüren – und das alles trotz hoher privater Ersparnisse und einem historisch niedrigem Zinsniveau. Doch das hilft alles nicht, denn mindestens 50 % sind eben Psychologie und deshalb warten Unter-nehmen wie private Haushalte darauf, dass endlich der Schalter umgelegt wird und die Stimmung von Pessimismus nach Optimismus wechselt.
Ohne Zweifel hat sich die Branche insgesamt konsolidiert. Und das bereits im vergangenen Jahr an dieser Stelle angekündigte Ende der Talfahrt hat sich bestätigt. Was wir jetzt allerdings benötigen ist eine solide und dynamische Fortschreibung dieses Trends, damit sich die wirtschaftliche Basis insgesamt verbreitert, stabilisiert und positive Beschäftigungseffekte freisetzt.
Zu den Zahlen des 1. Halbjahres: Für die gesamte Holzindustrie stieg der Umsatz in den ersten sechs Monaten 2005 um insgesamt 1,6 %. Während die gesamte Holzbranche im gleichen Vorjahreszeitraum noch 18,4 Mrd. € Umsatz erzielte, konnten wir von Januar bis Juni 2005 bereits 18,7 Mrd. € umsetzen – ein Plus von rund 300 Mio. €. Diese Entwicklung wirkt sich inzwischen stabilisierend auf die Beschäftigungssituation aus. Der Stellenabbau in der deutschen Holz- und Möbelindustrie hat sich im ersten Halbjahr des laufenden Jahres merklich verlangsamt: von Januar bis Juni ist die Zahl der Stellen branchenweit zwar noch um rund 1.900 auf jetzt 216.300 zurückgegangen. Doch im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren rund 2.100 Arbeitsplätze verloren gegangen. Der längerfristige Vergleich zeigt die Entwicklung noch deutlicher: in den Jahren 2001 bis 2004 gingen jährlich im Durchschnitt rund 12.600 Arbeitsplätze verloren. Der Konzentrationsprozess in der Branche schreitet weiter voran: aktuell zählt die Branchenstatistik 2.715 Industriebetriebe, das sind 29 weniger als zu Jahresbeginn.
Zu den Ergebnissen für die beiden großen Teilsparten unserer Branche, die Möbelindustrie und das Holzgewerbe, im Einzelnen: Die Möbelindustrie – das wichtigste Standbein unseres Industriezweiges – lag mit einem Umsatz von 10,5 Mrd. € bis Ende Juni statistisch um 4,2 % über dem Vorjahreswert. Eine Zahl, die die tatsächliche Entwicklung überzeichnet. Denn bei den Sitzmöbeln weist die amtliche Statistik ein Umsatzvolumen von 4,4 Mrd. € aus, was daran liegt, dass in dieser Berechnung auch die Fahrzeugsitze enthalten sind, die nichts mit Möbeln zu tun haben. Unter Ausschluss dieser branchenfremden Anteile würde der tatsächliche Umsatz bei den Sitzmöbeln im engeren Sinne wie Polstermöbel, Stühle, Drehstühle und Bänke im ersten Halbjahr 2005 nur rund 2,4 Mrd. € betragen. Der bereinigte Umsatzanstieg der gesamten deutschen Möbelindustrie beträgt knapp 2 % und liegt damit bei 8,5 Mrd. €. Der sehr hohe Anteil der branchenfremden Erzeugnisse am Gesamtumsatz der Sparte Sitzmöbel macht die amtlichen Zahlen daher nur beschränkt verwertbar. Die langjährige Forderung des VDM nach einem Ausschluss der branchenfremden Anteile aus der amtlichen Statistik im Bereich der Möbelindustrie wird ab 2007 umgesetzt. Die Fahrzeugsitze werden dann als Fahrzeugteile aufgefasst. Bei den anderen Teilsparten der Möbelindustrie zeichnete das erste Halbjahr 2005 folgendes Bild: Die in den vergangenen zwei Jahren stark gebeutelten Hersteller von Büro- und La-denmöbeln konnten ihr Geschäft stabilisieren und weisen aktuell das deutlichste Umsatzplus aller Teilsparten der Möbelindustrie aus. Angetrieben von einem starken Auslandsimpuls durch Erfolge im Exportgeschäft legte ihr Umsatz zwischen Januar und Juni 2005 um 5,7 % auf insgesamt 1 Mrd. € zu (nur Büromöbel: + 4 – 4,5 %). Die deutsche Küchenmöbelindustrie - im letzten Jahr das am schnellsten wachsende Segment der Möbelindustrie - hat mit negativen Auswirkungen der rückläufigen Bautätigkeit im Wohnungsbau zu kämpfen. Trotz des erfolgreichen Auslandsgeschäfts weist dieses Segment aktuell lediglich einen leichten Umsatzanstieg um 0,6 % auf 1,8 Mrd. € aus. Die Hersteller von Matratzen konnten den Vorjahresumsatz von 440 Mio. € halten. Die Sparte Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel liegt der-zeit mit minus 4,3 % auf 2,9 Mrd. € als einzige im negativen Bereich.
Das Auslandsgeschäft gewinnt deutlich an Fahrt. In den ersten 6 Monaten 2005 stiegen die Ausfuhren deutscher Möbel um 2,8 % gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt konnte ein Exportvolumen von 2,7 Mrd. € erzielt werden und damit 70 Mio. € mehr als im Vorjahreszeitraum. Die größte Exportdynamik weisen Büromöbel auf, die um 17,4 % zulegen konnten. Hier zeigen die intensiven Exportbemühungen unserer Hersteller gute Erfolge – die deutsche Qualität wird weltweit hoch geschätzt. Die Exporte der deutschen Küchenmöbelindustrie stiegen ebenfalls deutlich um 16,4 %. Ebenfalls gefragt sind Matratzen mit einem Exportzuwachs von 7,6 %. Dagegen sind Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel mit 7,7 % im Minus, auch Sitzmöbel verlieren 8,1 %. Hauptexportländer sind für uns die Nachbarn Niederlande, Schweiz, Österreich und Frankreich. Die größten Steigerungen gab es nach Italien mit einem Zuwachs von 24,4 Mio. € (+37,4%) und nach Österreich mit einem Zuwachs von 20,9 Mio. € (+8,1%).
Die zunehmenden Auslandserfolge lassen die Exportquote auf mittlerweile 25,8 % steigen. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich die Exportquote damit nahezu verdoppelt, denn 1995 lag sie noch bei 13,4 %. Bezogen auf den bereinigten Umsatz – also ohne Fahrzeugsitze – der deutschen Möbelindustrie, beträgt die Exportquote im ersten Halbjahr 2005 bereits 31,7 %. Seit zwei Jahren geht erstmals auch das Außenhandelsdefizit zurück. Da die Importe im 1. Halbjahr 2005 um 4,6 % zurückgingen, sank der Importüberschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 24,5 % auf 730 Mio. €. Allerdings geben die rasant steigenden Einfuhren aus Asien zunehmend Anlass zu Besorgnis. Zwischen Januar und Juni 2005 kamen alleine aus China rund 40 % mehr Möbel als noch vor einem Jahr. China ist inzwischen nach Polen und Italien das drittwichtigste Importland. Eingeführt werden – vornehmlich aus Osteuropa und aus China – in erster Linie Sitzmöbel, worin allerdings eine hohe Anzahl an Re-Importen (Osteuropa) der ausgelagerten Produktionsstätten deutscher Hersteller enthalten sind.
Zurück in das Inland. Das Holzgewerbe, also die Hersteller von Säge-, Platten- und Holzprodukten im baunahen Bereich, konnte an die positive Umsatzentwicklung des Vorjahres nicht anschließen. Nach einem deutlichen Anstieg um 5,3 % im Gesamtjahr 2004 ging der Umsatz in den ersten 6 Monaten 2005 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,7 % zurück. Der Halbjahresumsatz lag mit 7,7 Mrd. € rund 130 Mio. € unter dem Vorjahresumsatz. Dieser Umsatzrückgang ist jedoch nahezu ausschließlich auf die negative konjunkturelle Entwicklung im baunahen Bereich zurückzuführen. Angesichts der aktuellen Flaute am Bau verzeichneten die Bauelemente aus Holz einen deutlichen Umsatzrückgang um 9,9 % auf 2,3 Mrd. €. Wie dramatisch die Lage ist, verdeutlicht der Einbruch bei den Baugenehmigungen im Ein- und Zweifamilienhausbau am ehesten: in den ersten fünf Monaten 2005 betrug der Rückgang rund 30 Prozent (2004: 79.330, 2005: 55.522). Geringer war der Rückgang der Baugenehmigungen übrigens für Fertighäuser, die ihren Marktanteil leicht auf 13,5 % steigern konnten.
Die Holzwerkstoffindustrie liegt mit einem Plus von 4,2 % auf 2,4 Mrd. € deutlich über Vorjahresniveau, wobei dieser Zuwachs in erster Linie aus der Auslandsnachfrage gespeist wird. Sägewerke legten um 2,3 % auf 2,1 Mrd. €, die Hersteller von Holzverpackungen gar um 7,3 % auf 440 Mio. € zu – auch ein Indiz für das anziehende Exportgeschäft der deutschen Industrie, die Hauptabnehmer solcher Verpackungen ist.
Von der Vergangenheit zurück in die Zukunft und zur Frage, wie sich die wirtschaftliche Entwicklung bis Ende des Jahres fortsetzen wird. Wir halten – bezogen auf die Möbelindustrie – an unserer bisherigen Prognose von rund 1,5 – 2 % (bereinigt um branchenfremde Anteile) fest. Wir wissen aus dem Handel, dass sich trotz des schlechten Sommers die Besucherströme in den Möbelhäusern noch in Grenzen halten und das Geschäft zudem äußerst wechselhaft ist. Hier liegen die kumulierten Umsätze leicht (-1 – 2 %) unter dem Vorjahr. Trotzdem ist noch mit einer Herbstbelebung zu rechnen, so dass die umsatzstarken Monate – auch im Vorfeld einer eventuellen Umsatzsteuererhöhung – noch schwarze Zahlen bringen können. Mehr Dynamik kann dann für 2006 erwartet werden. Hier setzen wir zu allererst auf konjunkturelle „Post-Wahl-Effekte“, die dann im Laufe des Jahres ihre Wirkung entfalten. Die übrige Holzbranche dürfte das Jahr leicht negativ abschließen. Getragen wird diese Einschätzung von zwei gegenläufigen Entwicklungen – den einerseits stabilen Wachstumszahlen bei den Holzwerkstoffen und im Verpackungsgeschäft und der andererseits negativen Entwicklung im baunahen Bereich.
In 12 Tagen wird gewählt. Um es deutlich zu sagen: Die deutsche Holz- und Möbelindustrie setzt auf den politischen Wechsel. Hierbei geht es nicht um eingefahrene Parteipräferenzen, sondern um die Tatsache, dass wir uns eine weitere Legislaturperiode des politischen Still-stands nicht erlauben können. Wir brauchen endlich wieder Handlungsfähigkeit statt Blockade und mutige Entscheidungen statt der Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Denn nach Jahren schmerzhafter Konsolidierung ist auch die deutsche Holz- und Möbelindustrie angewiesen auf positive Impulse, die wieder ein nachhaltiges und solides Wachstum ermöglichen, das gleichermaßen aus dem In- wie aus dem Ausland gespeist wird. Angela Merkel braucht – wenn sie gewählt wird – alle Kraft und Stärke, um sich als Bundeskanzlerin gegen sozialdemokratische CSU-Tendenzen und Unions-Ministerpräsidenten durchzusetzen, von denen sich einige nach wie vor für den besseren Kanzler halten. Durchregieren wird in den ersten knapp zwei Jahren zwingend sein, um bis zum Ende der Legislaturperiode 2009 erste Erfolge – z.B. beim Abbau der Arbeitslosigkeit und der Senkung der Lohnnebenkosten – vorweisen zu können. Härtere und weitreichendere Maßnahmen, als im Regierungsprogramm der Union angekündigt, müssen umgesetzt werden. Denn wir benötigen endlich bessere Rahmenbedingungen für unsere Unternehmen und damit erfolgreichere Geschäfte.
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