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WOHNEN 2006: NEUE RÄUME IM EIGENEN ZUHAUSE

16.01.2006
Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der deutschen Möbelindustrie e.V., anlässlich der Trendpressekonferenz zur imm cologne 2006, am 10. Januar 2006 in Köln:

WOHNEN 2006: NEUE RÄUME IM EIGENEN ZUHAUSE
MÖBEL 2006: DESIGN-FAKTOR TECHNIK
MENSCH 2006: ZUHAUSE IST LEBENSQUALITÄT


EIN KURZER BLICK AUF DIE WIRTSCHAFTLICHE LAGE

Zum Anfang ein kurzer Blick auf die wirtschaftliche Lage der deutschen Möbelindustrie: Nach einem Plus in Höhe von 1,4 Prozent im Gesamtjahr 2004 stieg der Umsatz der Möbelindustrie in den ersten zehn Monaten 2005 um weitere 1,8 Prozent. Wir rechnen mit einem Jahresabschluss für 2005 von 1,8 – 2,0 Prozent Wachstum. Dies ist die größte Steigerung seit sieben Jahren. Damit befindet sich die Branche wieder auf einem soliden Wachstumspfad. In diesem jungen Jahr 2006 können wir ebenfalls ein positives Wachstum von mindestens 1,5 bis 2,0 Prozent voraussagen. Da im Jahr 2007 eine deutliche Mehrwertsteuererhöhung auf die Verbraucher zukommt, wird es im kommenden Jahr sicherlich die ein oder andere zusätzliche – vorgezogene – Möbel-Anschaffung geben. Wir bauen darauf, dass durch diese wieder in Gang gesetzte Möbelkonjunktur eine Nachhaltigkeit erzeugt wird.

Die positiven Zahlen insgesamt dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Inlandsgeschäft nach wie vor wenig Dynamik aufweist und die Steigerungen in erster Linie dem Export zuzuschreiben sind. Schon im ersten Halbjahr 2005 konnten 2,7 % mehr Möbel über die Grenzen verkauft werden. Und dieser Trend hält weiter an. Zwischen Januar und September stiegen die Exporte auf insgesamt 4,1 Mrd. Euro und lagen damit um 4,6 % oder 180 Mio. Euro über dem Vorjahreswert. Das heißt, schon jedes dritte in Deutschland produzierte Möbel wird mittlerweile ins Ausland verkauft. Damit wird deutlich, dass sich die jahrelangen Exportbemühungen immer stärker auszahlen. Die Exportquote der Branche liegt inzwischen bei gut 32,5 Prozent.

Derzeit gibt es in Deutschland 1.159 Möbel produzierende Industrieunternehmen mit 123.600 Beschäftigten.

Die Ausgangslage für die Möbelindustrie ist ausgesprochen gut. Die Zahlen zeigen die internationale Wirtschaftsdynamik und geben auch Hoffnung für einen stabilen und hoffentlich wieder wachsenden Inlandsmarkt. Denn das weiter steigende Bedürfnis in Deutschland - und der Welt - nach einem schönen und gemütlichen Zuhause bestätigen auch die Zukunftsforscher. Homing hat seinen Höhepunkt noch nicht erreicht. In diesem Bedürfnis der modernen Menschen liegt viel Umsatzpotential. In diesem Wachstumsumfeld stehen wir nun vor der weltweiten Leitmesse für Möbel. Der imm cologne 2006. Mit dieser Power-Messe werden wir noch ein wenig mehr Rückenwind bekommen, denn sie wird die Ordertätigkeit für dieses Jahr in Gang setzen.

IM MITTELPUNKT STEHT DER GEBRAUCHER

Im Mittelpunkt aller geleisteter Arbeit unserer Branche steht der Auftraggeber, der Mensch, der täglich mit Möbeln und Einrichtungsgegenständen ganz viel zu tun hat. Wir zeigen dem Gebraucher daher hier auf der imm cologne 2006 mehr Wohnideen und Wohnwelten und nicht bloß aneinandergereihte Möbel. Mit zunehmender Individualisierung in unserer Gesellschaft nimmt die Vielfalt der Wohnstile natürlicherweise zu. Doch je mehr Menschen ihren eigenen Wohnstil mixen, desto wichtiger ist es für die Möbelindustrie und den Möbelhandel, sich im Stil deutlich zu positionieren. Da alles möglich und erlaubt ist, brauchen die Menschen Identifikationsangebote, auch wenn sie diese zu Hause nicht völlig umsetzen.

NEUE RÄUME IM EIGENEN ZUHAUSE

Ein Trend, der erst am Anfang seiner Entwicklung steht, ist, nach der Verschmelzung der Wohnbereiche, nun die völlig neue Zuordnung von Räumlichkeiten in der eigenen Wohnung. Um den eigenen Bedürfnissen des Wohnens mehr Ausdruck zu verleihen, werden sich die Menschen daher von alten Bezeichnungen und Raumaufteilungen lösen und neue, individuelle Wohnkonzepte erfinden. Die Benennung der neuen Räume spiegelt die Nutzungsweisen wider, die vom Bewohner bestimmt werden. Hintergrund ist zum einen die Sinnsuche vieler Menschen, die Frage nach der Bedeutung der Dinge, und zum anderen das Bewusstsein, dass sie sich so gut wie immer in Räumen aufhalten. Räume werden durch ihre Bewohner gestaltet und verändert, haben aber ihrerseits auch eine Wirkung auf die Bewohner. Die Menschen wissen heute mehr denn je, dass Wand-, Fußboden- und Möbelfarben einen enormen Einfluss auf das Gemüt haben, dass große Fenster die Natur und für viele die Freiheit näher bringen können, dass edle Materialien das Selbstwertgefühl steigern oder dass einzelne, besondere Möbel die Freude am Leben erhöhen können.

Das Esszimmer wird zusammen mit der Küche zur Kommunikationszentrale, wobei nicht nur beim Essen, sondern auch schon beim Kochen geredet wird. Kommunikationsfördernd sind auch die neuen Sofa-Konzepte, die drehbar, kippbar oder wendbar sind. Auch solche, deren Teile frei wählbar zusammengestellt werden können. Schließlich hält noch das Sitzkissen in allen Variationen wieder Einzug. Es wird dorthin getragen, wo die Kommunikation stattfindet und man sich gerade am wohlsten fühlt. Der gute alte Partykeller wird auch durch die neue Kommunikationszentrale abgelöst.

Das Bedürfnis nach Sinn-Suche wird als neue Klasse von Räumen die Wohnzukunft verändern. Allerdings wird es in diesen Räumen nicht viel geben. Nichts im Außen soll auf die Suche im Innen ablenken. Die Idee kommt aus dem Wellness-Bedürfnis des Menschen, aus der Suche nach Ausgleich zwischen Körper, Geist und Seele. Eine Art Sinn-Raum wird entstehen, der die Sinne entlastet und Konzentration auf die eigene Geisteshaltung anbietet. Das Wellness-Bedürfnis geht jetzt über den Körper hinaus und widmet sich auch Geist und Seele. Dieser Wunsch kann durchaus auch mit Technik verbunden sein. Energiequellen für Licht, Klang und Duft sind Beispiele dafür.

Auch das Schlafzimmer wird als Energietankstelle neu definiert. Die Wichtigkeit des tiefen und festen Schlafs wird neu entdeckt. Raumenergien werden ausgenutzt und durch etwa Feng Shui oder Geomantie unterstützt. In der Möbelindustrie hat dieser Wunsch des Menschen vor allem Niederschlag in der immer weiteren Optimierung der Matratze, die zum einen die Schlafdauer erhöht und zum anderen die Tiefschlafphase verlängert.

Eine weitere, neue Wohnraumeinteilung wird die Unterhaltungselektronik beherbergen. Das Entertainment wird dabei digital-vernetzt die gesamte Wohnung erreichen können. Es wird für alle Geräte Schnittstellen geben, die man mit einer zentralen Fernbedienung erreichen kann. Das Multimediamöbel für das „alte“ Wohnzimmer steht erst am Anfang einer vernetzten Haustechnik über die Technologien hinweg. Es werden PCs, TVs, Handys und auch Spülmaschinen vernetzt sein. Der Nutzungsgrad der Medien wird weiter steigen, aber man wird sie viel gezielter und optimierter einsetzten.

DESIGN-FAKTOR TECHNIK

Design hat viele Gesichter. Ganzheitlich gesehen hat es die Optik, die Haptik, die Ergonomie, die umweltschonende Herstellung und die Innovation als Elemente. Gutes Design ist dann erzielt, wenn all diese Kriterien bei einem Möbelstück verwirklicht wurden. Das Element Innovation hängt in diesem Jahr mit dem Faktor Technik eng zusammen. Unabhängig von Wohnstilen entwickelt sich in der Technik eine eigene Formensprache. Dabei hat der Design-Faktor Technik generell zwei mögliche Ausprägungen: Entweder sichtbar und daher eigenständig oder unsichtbar in totaler Reduktion. Beide Ausprägungen treffen wir bei Möbeln an. Es gibt die verstecken Motoren in Fernsehsesseln oder Couchen, die elektromotorisch absenkbaren Flachbildschirme ins Sideboard, die unsichtbaren Stromlieferanten in Regalwangen, diese allesamt wie Heinzelmännchen nur dann wach werden, wenn man sie durch die Betätigung eines Knopfes ruft. Daneben gibt es die Technik, die für die Verschönerung unseres Alltages zuständig ist, wie die indirekte LED-Lichttechnik in Glasvitrinen oder in Leuchten, der moderne Flachbildschirm an der Wand oder der High Tech-Kühlschrank in schickem Gewand. Technik ist, wie die genannten Beispiele zeigen, übrigens überhaupt kein Widerspruch zur viel beschworenen emotionalen Gestaltung von Möbeln. Funktion ermöglicht hier erst Sinnlichkeit.

NEUHEITEN UND TRENDS AUF DER IMM COLOGNE 2006

Der Wunsch nach individueller Gestaltung der immer größer werdenden eigenen Wohnung wird immer höher. Daher ist auch in diesem Jahr Vielfalt, Vielfalt, Vielfalt angesagt. Wir können nicht mehr von einem Einheitstrend sprechen. Individualität wird dem früheren Massengeschmack keine Chance mehr bieten. Gut dran ist, dass es bei den Möbeln wesentlich mehr Stilgruppen als Zielgruppen gibt. Unser Angebot ist so reichhaltig, so individuell, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. In den Vorbereitungen zur Internationalen Möbelmesse 2006 haben wir als Verband der Deutschen Möbelindustrie wieder eine Befragung bei Herstellern und Ausstellern durchgeführt. Wir fragten Allgemeines und Spezielles, um Aussagen über richtungsweisende Strömungen geben zu können.

MULTIFUNKTIONALITÄT UND GLOCAL STYLE

Als Schwerpunkt im Möbelangebot auf der imm cologne 2006 nennen die Befragten ganz allgemein die Zunahme von Möbeln mit Multifunktionen. Das ist kein neues Thema, sondern bestätigt den Wunsch des Kunden nach Mehrzweck und Flexibilität. Man will auch gestalterische Freude an seinen Möbeln haben, was durch Kippen, Drehen und Wenden noch verstärkt wird. Ein Riesenthema wird der sogenannte Glocal- Style. Dieses Kunstwort ist zusammen gesetzt aus „global“ und „lokal“. Der Ausdruck von Tradition und die dank zunehmender Fernreisen und weltweitem Internet wachsende Verbindung zu besonderen Orten dieser Welt sind die Basis für den Glocal Style. Die Globalisierung treibt die Vermischung der Kulturen und Stile voran. Hierbei wird aber versucht, einige Gegenstände einem bestimmten Land, einer bestimmten Herkunft oder Wurzel zuzuordnen. Damit ist nicht nur die Kuckucksuhr im New Yorker Penthouse gemeint, sondern bei uns im westlichen Europa auch die Hinwendung zu neuen Themen aus anderen Kulturen. Die Stilwelten fusionieren immer mehr. Dieser Trend hat seinen Höhepunkt noch lange nicht erreicht. Hierin vermischen sich Kulturen wie Kuba, Marokko, Orient, Indien. All diese für uns exotischen Stilwelten erleben im Aufgreifen ihrer spezifischen Formensprache, Farbe oder Dekoration einen Auftrieb, an dem auch die europäische Möbelbranche nicht vorbei kommt. Dieser Ansatz findet sich auch wieder in den vom Trendboard 2006 verfassten Hauptströmungen des Wohnens namens „storrytelling“. Denn in jedem Möbelstück oder Dekorationsgegenstand steckt meist für den Gebraucher eine Geschichte, der Ausdruck verliehen wird.

DIE HOLZFAVORITEN

Die wichtigsten hellen Hölzer im Wohnmöbelbereich sind Buche, Eiche, Kirsche, Erle, Birke. Die Farbpalette reicht bei diesen Hölzern von einer hellen Anmutung über Beige und rötlichen Anklängen hin zu einem hellen bis gemäßigten Braun. Das Angebot an dunklen Hölzern wird noch einmal zulegen. Der dunkle Nussbaum wird seine Stellung ausbauen. Bei Tischen oder Schränken auch gern in Kombination mit Milchglas. Die dunkle Eiche wird sehr edel, als Schoko-Ton eingesetzt. Die dunkle Kastanie wird vorkommen. Auch können wir von einer Zunahme tropischer Hölzer ausgehen. Hier etwa Zebrano, Makassar, Palisander, Teak oder Wengé.

SCHRANK, REGAL, TISCH UND STUHL Es wird furnierte Möbel und Massivholz-Angebote geben. Die Massivholzmöbel haben seit Jahren ihre Stellung gefestigt und konnten sie zum Teil aufgrund ihrer ökologischen Qualitäten und einzigartigen Oberfläche im hochwertigen Bereich noch ausbauen. Furniere spielen ebenfalls im hochwertigen Bereich eine zunehmende Rolle. Im Mitnahmebereich ist die „Dekorfolie“ als Nachbildung von Holz etabliert.

Neben Ölen, Wachsen, Beizen und Lasuren sind zur Oberflächengestaltung Lacke sehr beliebt. Der Hochglanzanteil wird hier zunehmen. Er repräsentiert Wertigkeit übrigens auch in Kombination mit Echtholz. Bei den Farben wird es eindeutig bunter. Pastellige Töne behalten zwar ihre Stellung, können sie aber nicht ausbauen. Knallig-bunt wird immer beliebter.

BEZUGSSTOFFE DER POLSTER

Die Gewebevielfalt auf der imm cologne 2006 wird enorm groß sein. In den Dessinangeboten sind viele raffinierte Gewebe zu sehen. Florale Muster kommen deutlich. Streifen und Karos werden nebeneinander gezeigt.

FARBEN-KOMBINATIONEN UND UNIS

Bei den Farben der Polsterstoffe werden viele Farben aus dem Naturbereich gezeigt. Hier reicht das Spektrum von Holzbraun zu Naturweiß. Daneben kommen als Farbfavoriten starke, eindeutige Unis in Rot und Orange, Hellblau aber auch Schwarz-Weiß.

DER STOFF

Die Bezugsstoffe sind aus Wolle, Leinen, Baumwolle und Flachs. Im Kunstfaserbereich hat die Microfaser ihren Höhepunkt überschritten. Der Wollfilz ist nach wie vor ein wichtiges Trendthema. Auch Leder wird seine Stellung verteidigen. Neu hinzu kommen gewebte und gestrickte Stoffe mit großen Mustern und strukturähnlicher Oberflächen.

DIE HARMONIE DER MATERIALIEN

Transparenter oder transluzenter Kunststoff wird seine Stellung ausbauen. Gerne im Verbund mit Holz und Metall zeigt sich Kunststoff in Fronten als Fenster oder Tür. Die Metalle Edelstahl und Chrom werden zunehmen. Hier werden wir viele Kombinationen auch mit Holz sehen. Glas und Milchglas werden wir im Tisch und Schrankbereich wiederfinden.

POWER-MESSE IMM COLOGNE 2006

Die Zukunftsforscher sind sich einig: Homing – das Leben mit der Familie und den Freunden in den nach eigenem Gusto gestalteten Räumen - hat seinen Höhepunkt noch nicht erreicht. Der Stellenwert des Wohnens wird daher weiter zunehmen. Außerdem wächst das Interesse an Design ganz allgemein. Design wird für immer mehr Menschen der entscheidende Unterschied zwischen Liebe und Abneigung. Daher verbinden die Menschen mit Lebensqualität nicht nur einen guten Rotwein oder einen schönen Urlaub, sondern auch die mit Liebe gestalteten eigenen vier Wände mit Möbeln und Einrichtungsgegenständen. Das Zuhause wird mehr und mehr Ausdruck von Lebensqualität. Hier ist der beste Ort für die Eigenzeit des Menschen.




Weitere Infos:

Ursula Geismann
u.geismann@wohninformation.de
HDH/VDM Verbände der Holz- und Möbelindustrie
Flutgraben 2
53604 Bad Honnef
Deutschland
Tel. +49 (0) 22 24 - 93 77 0
Fax +49 (0) 22 24 - 93 77 77
info@hdh.de
www.hdh-ev.de

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